Appell für die Fortsetzung des Bundesprogramms „Aufholen nach Corona/AUF!leben – Zukunft ist jetzt.“

Offener Brief An die Verantwortlichen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Ein Appell für die Fortsetzung des Bundesprogramms „Aufholen nach Corona/AUF!leben – Zukunft ist jetzt.“ Denn Teilhabe, Bildung und soziales Lernen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind das Fundament einer gesunden und vielfältigen Gesellschaft. Dafür braucht es feste Strukturen, die das nicht nur während, sondern auch nach der Pandemie möglich machen.

Deutschland, den 13.April 2022

Sehr geehrte Damen und Herren,

sowohl die Fach- und Sachkompetenzen von Kindern und Jugendlichen, als auch die emotionale Gesundheit und die Lebensqualität im Allgemeinen haben sich in Deutschland im Verlauf der Corona-Pandemie weiter verschlechtert. Das zeigen verschiedenste Studien, u.a. die COPSY-Studie. Unterschiedlichste Folgen auf die soziale Interaktion und Entwicklung, die körperliche Aktivität sowie auf die mentale Gesundheit können bei allen Altersgruppen beobachtet werden. Ein großer Teil wird auf lange Sicht von den erlittenen Defiziten begleitet werden, was wiederum zu Verschärfung und Verfestigung bestehender Ungleichheiten führt.

Wir, die bundesweiten Umsetzungspartner des Programms „AUF!leben – Zukunft ist jetzt“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, sehen die unbedingte Notwendigkeit, dass das Bundesprogramm verlängert bzw. verstetigt wird.

Es setzt da an, wo Schule aufhört: im überfachlichen Bereich, wo die Stärkung psychosozialer Kompetenzen im Fokus steht. Wenn also am Nachmittag im Sportkurs nicht nur die Beinarbeit trainiert wird, sondern gleichzeitig Inklusion stattfindet, wenn durch Malkurse sowohl die Feinmotorik als auch die Perspektivübernahme geschult werden oder wenn einem endlich mal wieder jemand ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt und zum Lachen bringt. Das Programm ermöglicht dies in praxisnaher Weise, da einerseits schon gut funktionierende Strukturen weitergeführt werden, aber auch neue Konzepte gedacht werden können. Das Programm hat bis jetzt (Stand März 2022) 5272 Projekte bewilligt, die 213009 Kinder- und Jugendliche in ihrer Sinn- und Persönlichkeitsbildung unterstützt und gestärkt haben. Es ist ein Profitieren auf vielerlei Ebenen, für die Kinder und Jugendlichen, für die Organisationen an sich und untereinander, für die Verknüpfung bundesweiter Netzwerke und nicht zuletzt für den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt.

Doch aufgrund der anhaltenden pandemischen Lage halten wir diese Zahl für einen Tropfen auf den heißen Stein. Mehr noch, psychosoziale Defizite setzen sich auch nach dem Ende einer Pandemie fort, sie werden uns noch Jahre beschäftigen. Also sollten auch die Programme diesen Zeitraum überdauern und die Fördermöglichkeiten den individuellen Strukturen angepasst werden. Denn die Bedarfe (sowohl was die Anzahl als auch den Zeitraum betreffend) sind immens und die bestehenden Strukturen decken sie nur zu einem Bruchteil.

Wir richten deshalb unsere dringlichen Forderungen zum weiteren Auf- und Ausbau von Unterstützungsstrukturen an die Verantwortlichen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend:

  • Die Verlängerung bzw. Verstetigung des Programms „Aufholen nach Corona/AUF!leben - Zukunft ist jetzt“, um die soziale Interaktion, psychosoziale Entwicklung, körperliche Aktivität und letztlich die Selbstwirksamkeit und Resilienz von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der anhaltenden Krise weiterhin zu unterstützen.

Mit einer Verstetigung ginge einher

  • Die Anerkennung der Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen vor, während und nach der Pandemie.
  • Das Recht auf Partizipation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und das Anerkennen ihrer Lebenswelten.
  • Die Wahrnehmung, dass öffentliche Einrichtungen bereits mit der Bewältigung ihrer Alltagsaufgaben mehr als ausgelastet sind und es darüber hinaus Angebote aus der freien Trägerschaft geben muss.
  • Das Fortführen von schon vorhandenen Strukturen um von ihnen zu lernen und sie zu erweitern.
  • Die Möglichkeit neue Strukturen im Umgang mit Institutionen, Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Eltern zu entwickeln und zu etablieren.

Lassen Sie uns gemeinsam handeln! Für einen Austausch mit Ihnen stehen wir jederzeit bereit, kommen Sie gerne auf uns zu.

Kontakt:

  • Marika Bernhard (marika.bernhard@dfl-stiftung.de)
  • Helena Dreznjak (helena@innovativebildung.de)
  • Jette Heger (heger@mentor-ring.org)
  • Mamad Mohamad (mamad.mohamad@lamsa.de)

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